Mittwoch, 20. Juni 2012

Sinnloser Mord: Janine Spirig, Asche und Blüten


Liebe über den Tod hinaus


Janine Spirig schrieb sich den Mord an ihrem Mann von der Seele


Ein Tag oder auch Minuten können das gesamte Leben
verändern. So wie das von Janine Spirig. 1992 lernte
sie einen Mann kennen, der sie von Anfang an als
"Paul Newman" faszinierte. Paul ist Lehrer und wirbt
um die Schweizerin. Sie ist zum damaligen Zeitpunkt
eine emanzipierte Frau, die keine Lust auf Heirat
und Mutterschaft hat. Doch mit Paul ändert sich alles.
Janine Spirig, Logopädin und Körpertherapeutin, heiratet
Paul ganz unkonventionell und bekommt mit ihm drei Kinder.
Die beiden sind ein eingespieltes Team. Doch als Janine
Spirig mit dem dritten Kind schwanger ist, hat ihr Mann
Probleme in der Schule. Eine albanische Schülerin erträgt
den Missbrauch durch ihren Vater nicht mehr und will sich
von einer Brücke stürzen. Der engagierte Lehrer erfährt
davon von Klassenkameradinnen und rettet das Mädchen vor
dem Suizid. Das geschah im Jahre 1998. Kurz darauf erhält
die Familie von Janine Spirig und ihrem Mann Paul Drohungen
vom Vater der Schülerin. Am 11. Januar 1999 geschieht das
Drama. Der Albaner erschießt im Besprechungsszimmer des
Schulhauses in St. Gallen den Lehrer Paul. Janine Spirig
beschreibt rund zehn Jahre später mit viel Zärtlichkeit,
Ehrlichkeit und Liebe die gesamte Liebesgeschichte von ihr
und Paul, den sie erneut heiraten würde - auch in Gewissheit
der tragischen Ereignisse. Sie bannt damit die gesamte
Magie der Liebe in ein Buch. Die Autorin beleuchtet klar,
wohlwollend die schönen Erinnerungen, lässt sie wiederaufleben.
Auch mit persönlichen Gedichten, die in dem Band zu finden
sind. Die Autorin ist aber auch selbstkritisch, erzählt
freimütig, dass sie Paul in dessen Krise nicht so beistehen
konnte wie sonst. Denn sie trug ja das dritte Kind, einen
Sohn nach zwei Mädchen, unter ihrem Herzen. Es ist
eine herzzerreißende Geschichte um einen Mann, der helfen
wollte und dafür sterben musste. Janine Spirig ging danach
durch die Hölle. Aufdringliche Journalisten machten ihr das
Leben schwer, die Behörden ließen sie im Stich, dazu musste
sie die Obduktion ihres Ehemann auch noch bezahlen.
Trotz ihres eigenen Verlustes tröstete die Therapeutin andere.
Ihre eigene Familie ließ sie nie im Stich, so wie Janine
Spirig ihre eigenen Kinder umsorgte. Sie schickte sie sogar
auf eine teure Privatschule, obwohl das schwer zu finanzieren
war. Das Buch ist ein mutiger Schritt in die Öffentlichkeit
für einen besseren, menschlicheren Umgang miteinander.
Eine berührende, bewegende und poetische Lebensgeschichte.
(c) Corinna S. Heyn


Janine Spirig,
Asche und Blüten.
Ein Liebeslied an das Leben.
Appenzeller Verlag 2012.
Preis: 34 Sfr./29,60 Euro
www.appenzellerverlag.ch