Donnerstag, 24. Oktober 2013

Buchkritik: Thich Nhat Hanh, Achtsam arbeiten, achtsam leben

Ohne Atem wären wir tot


Wie wir bewusster leben ohne Hektik und Stress


Wären alle Männer Buddhisten oder buddhistische
Mönche, dann gäbe es den Satz: "Was denkst du
gerade?" von Frauen nicht. Denn Buddhisten tun
alles mit Bedacht und Achtsamkeit. Wenn sie
essen, konzentrieren sie sich auf die Nahrung und
sind dankbar dafür. Wenn sie die Zähne putzen,
freuen sie sich darüber, dass sie Zähne haben.
Wenn sie sich anziehen, rezitieren sie bestimmte
Sätze, die sich darauf beziehen. Der westliche
Büromensch eilt seiner Zeit immer voraus. Er
grübelt viel, zieht sich automatisch an, ist immer
in Eile und isst unregelmäßig. Der Meditationslehrer
Thich Nhat Hanh, der ein Institut für Buddhismus
in Nordrhein-Westfalen gegründet hat, will
Abhilfe schaffen. In dem schmalen Bändchen "Achtsam
arbeiten, achtsam leben" beschreibt er, wie der Alltag
umgestaltet werden kann. Dabei öffnet er die Augen
für erstaunliche Sichtweisen. Wir sollen bewusst
atmen, den ohne diesen Atem wären wir tot. Rote
Ampeln auf der Fahrt zur Arbeit kann jeder für eine
kleine Ruhepause nutzen, um innezuhalten. Bevor
wir essen, können wir das Essen betrachten und es
Bissen für Bissen genießen. Ohne uns Sorgen zu
machen oder etwas anderes dabei zu tun. Viele
kämpfen gegen schlechte Stimmungen an, anstatt
sie einfach anzunehmen. Die Schauspielerin Ruth
Maria Kubitschek sagte in einer TV-Talkshow, dass
sie sich an schlechten Tagen ins Bett legt und Musik
hört. Sie gehe nach "innen". Ohne Familie sei es
schwieriger, achtsam zu leben, meint der Autor.
Aber er sagt auch, dass selbst Putzen glücklic
machen kann. Damit meint er nicht diejenigen, die
für einen Hungerlohn putzen gehen müssen, sondern
die eigene Hausarbeit. Als Hanh in Vietnam noch
Novize war, gab es für viele Menschen gar keine
Toilette. Das ganze Buch richtet sich in seinem
Aufbau dennoch vor allem an eine Klientel im
Management oder mindestens an Berufstätige.
Er spricht sich deshalb gegen üble Geschäfte auf
Kosten anderer aus und "predigt" eine neue
Arbeitsethik ohne Ausbeutung. Was total fehlt,
sind aufmundernde Worte für all diejenigen, die
gerade keine Arbeit haben oder alt und krank sind.
Dennoch ist es ein wichtiger Appell an die
Workoholics, besser mit sich und mit anderen
umzugehen.
(c) Corinna S. Heyn


Thich Nhat Hanh,
Achtsam arbeiten, achtsam leben.
Der buddhistische Weg zu einem achtsamen Tag.
O.W. Barth 2013

Dienstag, 8. Oktober 2013

Buchkritik: Craig Beck, Alkohol hat mich belogen

Alles ganz legal

Warum Alkoholmissbrauch so gefährlich ist und wie der Ausstieg gelingt


Es gibt ihn an jeder Straßenecke für wenig
Geld. Und er ist weitgehend legal. Manche
mögen ihn, weil er enthemmt, andere kommen
nicht mehr von ihm los. Die Rede ist vom Alkohol.
Der Brite Craig Beck hat das Trinken mit guten
Weinen kultiviert und er hat sich selbst belogen.
Er sei kein Trinker, sagte er zu sich, bis seine
Leber ihn zur Umkehr zwang. In seinem Buch
"Alkohol hat mich belogen" schildert er schonungslos,
wie zerstörerisch diese legale Droge sein kann. Beck
setzt ihn mit Heroin gleich, nur dass Alkohol
gesellschaftlich anerkannt sei. Harte Alkoholiker
sind körperlich vom Alkohol abhängig, was einen
Entzug so schwer macht. Der reine Wille reicht
nicht immer aus. "Nur das Unterbewusstsein kann
über das Ego siegen", schreibt der Autor. Vieles
im Körper läuft unbewusst ab. So auch die Erneuerung
von Körperzellen. Leider schüttet das Gehirn nach
Alkoholgenuss einen Neurotransmitter namens
Dopamin aus. Der Mensch fühlt sich ein wenig
beschwingt. Aber nur derjenige, der sehr gerine
Mengen zu sich nimmt. Der Problemtrinker erlebt
einen kraftvollen Ausstoß von Dopamin. Durch
ständigen Alkoholkonsum werden Rezeptoren
im Gehirn empfindungslos. Erst bei hohen Dosen
Alkohol kommt ein "Normalgefühl" wieder auf.
Der Autor geht in seinem Buch sehr psychologisch
vor. Er sagt schonungslos, dass ein Trinker
aufhören muss und dass der Entzug unangenehm
ist. Beck ist der Ansicht, dass Alkohol eigentlich
nicht gut schmeckt. Warum trinken ihn dann so
viele? Craig Beck führt die Erkenntnisse des
Psychologen Abraham Maslow auf. Es gibt seiner
Ansicht nach Grundbedürfnisse wie Sicherheit,
Liebe und Anerkennung. Erst müssen diese
befriedigt sein, bevor der Mensch sich um andere
kümmert. Manche Gruppen wie Teenager wollen
von der Clique akzeptiert werdenund finden im
Alkohol die "Lösung". Im Geschäftsleben wird
der Alkohol kultiviert, indem teure Weine oder
Champagner einen Stil verkörpern sollen. Wer
nur Wasser trinken will, gilt als Spielverderber.
Dennoch ist der Alkohol ein schleichendes Gift.
Weil es auch in chemische Prozesse des Körpers
eingreift und Mangelerscheinungen hervorruft.
Das Buch ist ein wertvoller Beitrag gegen die
möglichen Gefahren, die im Tod oder eines Leber-
versagens oder sogar in einem Autounfall enden
können. Viele Ehen gehen daran zugrunde. Gewalt
kommt häufig noch dazu. Besser ist es vorzubeugen
als nachzusorgen.
(c) Corinna S. Heyn

Craig Beck,
Alkohol hat mich belogen.
Der intelligente Ausstieg aus der Alkoholabhänigkeit.
tao.de bei J. Kamphausen Verlag 2013
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TV-Tipp:
28. Oktober 2013
EinsPlus 20.15 Uhr
Komasaufen

und am 30. Oktober 2013
ARD
20.15 Uhr
Komasaufen

28. Oktober 2013
EinsPlus
21.45 Uhr
Klub Konkret Spezial
Komasaufen - der Talk Live